Briefkonvolut Starhemenberg
OÖLA
FA Starhemberg (Bestand Riedegg), 63
Sechs Briefe der Anna Maria geb. Khevenhüller (1585-1629), 1608 zweite Frau Georg Wilhelm Jörgers (1580-1617) und 1619 zweite Frau dessen Vetters Helmhart (1572-1631), an ihre Tante Juliana geb. Roggendorf (1574-1633), 1592 mit Reichart von Starhemberg (1570-1613) verheiratet.
Eigenhändiger Brief der Anna Maria Jörger aus Linz an ihre Tante Juliana Starhemberg vom 12.7.1619.
[Anna Maria hat am 2.5.1619 Helmhart Jörger geheiratet und
bekommt am 12.9.1619 in Steyregg ihre fünfte Tochter (nun die erste
mit Helmhart) Anna Magdalena. Am 5.6. war Helmhart einer von sechzehn protestantischen
Adeligen, die in die Hofburg eindringen und von Ferdinand II. politisch-religiöse
Zugeständnisse erzwingen wollen.]
Wolgeporne frau frau fraindliche meyn viel geliebte frau maumb,
neben wientschung von gott alle begerten wolfart, sey dier auch mey hertzliebe
frau meyne dreu schultig wielige dienst zuvor sage dier meyn auserwelte
frau dienstlichen hohen danckh fier die grosse gnadt, und bemiehung, das
du mier umb eyn amel so fleysig nachfragst und bemiest, ich hete
wol gern wans mieglich wer eyn ehweyb gehabt, sich aber in der khurtzen
zeyt kheyn miedel das ich miet glengheyt eyne bekhumb, ist mier wol bedenckhlich
das das mensch davon du mier mey liebste frau schreybst schon zwemal unrecht
than hat, hab auch das niet gern gehert, weyl das khint noch so jung, und
sie schon ihr manet zeyt hat, wie aber demb allen, weil sie pues gedan
und so eyn gueten fiersatz hat sich zu bessern, so biedt ich dich mey liebste
frau muemb, schickh miers zu Jacobi auf Steyereg damit ich sie sehen khan
und selbst miet ihr reden, dauget sie mier, so wolt ich schon miedel finden
ihr khint anzubringen, khindt ich den ein ehweyb undertessen haben, so
wolt ich ihr auch schon glengheyt machen, das sie meynt wegen an kheyn
tienst verhindtert wuer, und wolt sie schon miet eyner zerung versehen,
biet dich mey liebste frau, umb hohe verzeyhung, das ich dich miet solchen
comisionen bemiehen mag, schaff mier halt wieter in weh ich dier
dienen khan, so due ichs miet freydten, ich fiercht ich khumb noch vor
10 dagen niet auf Steyeregg, wer doch lieber heyndt alls morgen dort, sie
wollen meyn herren gar niet weckh lassen, sie khumen deyglich in radt zu
samen (Am 16.8. treten die Stände des Landes ob und unter der Enns
der böhmischen Konföderation bei), man hofft wieder gar starkh
friedt, gott gebs miet gnadten, heydt sol der khienigg gar gwies von Wien
aufprechen und auf demb waltag verreysen, gestert ist der obrist von Trautmanstorf
auf der post herkhumen, und reyst voran auf demb waltag, hiemiet sey mey
liebste frau muemb von mier thienstlich griest, und ich thue mich dier,
uns aber alle in gottes gnadt befelhen, Lintz den 12. July a 1619
PS mey freyle Seidel so wol die ander freyle gries ich gar
dienstlich
m.f.m.d.f.v.dienerin
die Jutit Sabina last sich meiner frau und freylen gar schen
pefelchen Anna
Maria fl. Jörgerin
Eigenhändiger Brief der Anna Maria Jörger aus Steieregg an ihre Tante Juliana Starhemberg vom 25.10.1619.
Anna Maria hat erfahren, daß es Juliana gesundheitlich nicht
gut geht, und bietet ihre Dienste an. (Anna Maria galt als eine der Heilkunst
kundige Frau vgl. Czerny)
Eigenhändiger Brief der Anna Maria Jörger aus Wien an ihre Tante Juliana Starhemberg vom 11.7.1626.
Wolgeporner frau frau
meyn gar hertzliebe frau meumb und frau schwester, (1624
hat Anna Marias Tochter Judit Sabina Erasmus den Jüngeren geheiratet,
Sohn der Juliana) neben wientschung von gott alles das so dich in dein
tugensamen gemiedt erfreien khan, bin und bleib ich, dier mey hertzliebe
frau mit dreuen diensten bis in todt verbundten,nit genugsam weisich dier
mein liebste frau alle gnadt und dreu, so du mier und den meinigen auch
iezt mein lieben khint zu seinem endt erzaigt hast, zu verdanckhen und
witter zu verdienen, gott wel diers belonen und mir midel geben das ichs
umb dich und die deinigen witter khan doch lieber in frelicheren ocasion
verdienen, es schmerzt mich ja des lieben khindt (Bianka Ludmilla ?),
das ich in meiner seel hoch geliebt, todt ser hoch, aber meines gottes
gnediger weil ist viel mer zu lieben und den selben mit gehorsamen und
gedultigen hertzen anzunemen, ob wier wol unsser creitz nit allein mit
gedult sundern auch mit freiden von gott solen annemen, so ist es doch
der miederlichen affeccion unmieglich mues also in solichen feyllen die
zeit, das gebet firnemblich aber gottes trost das beste dhuen, mein dreuer
gott der helt mich also in seine creitz bres, das ich ihm die khlein chreitz
mues in gedult befelhen, und hertzlich betten mues, das er miech vor grossen
behieden wel, den das ich mein liebsten hern in solicher gefar hietz wiessen
mues, ist mier iber alls, (Am 24.6.1626 beginnt die Belagerung der
Stadt Linz durch das Bauernheer unter Fadinger. Am 5.7. stirbt Fadinger.
Helmhart Jörger, als Ratspräsident, ist unter den in der
Stadt eingeschlossenen Ständevertretern . Am 21.7. beginnt der Sturm
auf Linz. Am 29. August ziehen die Bauern, nachdem Wels von den bayrischen
Truppen erobert worden ist, von Linz ab.) ich khuemer mier allein umb
sein perschon schier das hertz ab wier miesen ja iner solichen cwal leben
das eins laudder bese zeittungen hört und khein rechter gruendt darbei
wissen khan das eins darbei vergeen mecht, wollte gott ich wär zu
Lientz oder wiensch durch miedel hien zu khummen, es wer mier dausentmal
leichter, wolt gar gern alle gfar mit mein lieben herren aussten, das du
mein liebst frau die Maria Liessel der weil zu dir nemben wielst, bis sie
befelch von ihrem herr vatter, was sie duen solt, bekhumbt erzeigst du
mir ein grosse gnadt und dreu die dir gott neben anderen deinen woltaten
vergelten wel, ich het sie zwar herzlich gern bei mir herunden, weis aber
der zeidt khein miedel wie sie mit siecherheit herab khan, in allweg mues
sie ihrs herr vatter wiellen, was er schaffen wirt, erwarten, heruenten
helt man die landobterenserischen unrueh fier schlecht, weils nuer ein
bauernwerckh ist, es heist wol wer leidt der leidt, wer reidt der reidt,
es ist khein erparmung ihber die unschultigen verhanten, der barmhertzig
gott schickh eyn allmechttiges miedel das one pluet vergiessen alles wieder
zu friedt und rueh gebracht wert, thue mich also dier mein liebste frau,
uns aber alle, in gottes gnadt und hielf befelhen
Wien den 11 July a 1626
d. dreue freindin und dienerin
Anna Maria fl. Jörgerin
Eigenhändiger Brief der Anna Maria Jörger an ihre Tante Juliana Starhemberg vom 12.1.1628.
Anna Maria berichtet von dem Todt eines Kindes:
... es schreibt der hoffmeister wuenter was disser junge herr fier
eyn freidiges gottseliges schens endt genumen, die schensten sprich
auch den 23 psalm bedt, seinen elldern und geschwisterdt cristlich gesengnet,
das sol bilich den ellteren ein grose freidt miten ihm leit erwecken
...
Anna Maria beklagt ,daß sie seit drei Wochen nichts aus Wien
gehört hat, und sie weis auch nicht, ob ihr Bruder Franz Christoph
Khevenhüller schon nach Spanien abgereist ist. (Ihr Mann Helmhart
versucht zu dieser Zeit in Wien den Jörgerschen Besitz zu retten.)
Eigenhändiger Brief der Anna Maria Jörger aus Linz an ihre Tante Juliana Starhemberg vom 22.2.1628.
Anna Maria bittet Juliana noch etwas länger auf eines ihrer
Kinder aufzupassen denn ... so khumbt heynt ein resolucion von ihr mtl.
das man den stenden den termin bis auf den 9 Apriel verlengert, daher mein
lieber herr sein reis auf diesmal einstelt ... Sie würde sich
gern zu Ostern von Juliana 400 fl ausborgen, sie hat einen Gläubiger
auf diesen Termin vertröstet.
Ihre Tochter war auf der Hochzeit der Paradeiserin und bringt einen
Brief mit.
Julianas Sohn Heinrich Wilhelm wird ihr berichten was er und Helmhart
in der bewußten Sache (Streit um Steyregg mit Passau ?) unternehmen
werden.
Eigenhändiger Brief der Anna Maria Jörger aus Wien an ihre Tante Juliana Starhemberg vom 26.7.1628.(Zur Emigration der Jörger und Starhemberger)
Wolgeporne frau frau
mein gar hertzliebe frau schwester, neben wientschung von gott alles
däs so deinem godseliges herz verlangt bin und bleib ich dein dreue
freindien bis in todt, mir hat man fier gwis gsagt du mein liebste frau
seist schon in Esterreich verreist (Juliana emigriert nach Niederwallsee)
daher ich nur die lieben khiender, die ich herzlich gern selbst gessehen,
pesuchen lassen, het ich aber mein liebste frau daheim gewiest, so wer
ich wol mit schweren hertzen firiber khreist, meinen lieben herr hat aber
also geilt das er noch an freidag hat khinen herkhumen, sein erst ums 3
uhr von Galenkhierchen weckhgforn, mein reis auf Wien ist augenplieckhlich
fortgang, pien nur auf ein zufelige gemeinen fuer aufgesesen, hob den her
suen, frau dochtter und meine khinder wolauf gefunden, und also wietter
verlassen, demb allmechttigen sei darumb lob und dankh gesagt, die Maria
Liessel ist for 5 wochen ser ibel auf gewest und hat stetz grossen khopffweh,
daher hab ich sie auf des doctor und der frauen radt auf Patten (Baden
bei Wien ?) ausgstffiert, die frau Gientterin von Hermbsteien (Eva
Regina Starhemberg 1618 Frau des Günther von Herberstein )duet
mir die gnadt und lasts mit ihr ausbaten, ist mir wol ser unglegn gwest
meine khinder allein zu lassen, mein liebsten herren hab ich in seiner
unrichttickheit auch nit allein verlassen khinen, bien also von Wien auf
Buchperg, dort hab ich meinen lieben herrn schon gefunden mit dem ich weitter
ein iberaus bessen weg hereuf bein, sein schier eine gantze nacht in freisteder
walt umb gfaren, aber gottlob ich befindt gleich auf diese reies wol, der
frau Anna Maria (geb. Jörger,1605 Frau des Benedikt Schiefer ?)
gesundthalber
wol, hat viel khinder und wenig darzu, gott helf sie an seel und leib versorgen,
zu deiner reies in Esterreich wiensch ich dir meine liebste frau viel dausent
glieckh, gott geb das du dein frau dochtter und das liebe khint wolauf
fints, die frau Jutut Sabina wart deiner mein herzliebe frau auch mit grossen
verlangen, deine vier herren sien seien hietz alle zu Wien beisamben, der
khlein Heynrich Helmert (Sohn des Erasmus d.J. Enkel der Juliana) ist
ein hertzliebs fruembs schens khindt, hat ein ser guete emel, die frau
ist mit ihr gar wol zu friedten, seien beide feien gesunt, gott erhalts
also, thue mich also meine liebe frau dier neben eynen dienstlichen grues
gar schen befelhen, gottes gnadt mit uns allen, Lintz den 26 Juny a 1628
d.t.f.u. dienerin
Anna Maria fl Jörgerin