Briefkonvolut Starhemenberg
OÖLA
FA Starhemberg (Bestand Riedegg),47
18 Briefe der Judith Sabina geb. Jörger (1604-1630), am 4.6.1624 mit Erasmus den jüngeren von Starhemberg (1595-1664) verheiratet, an ihre Schwiegermutter Juliana Starhemberg geb. Roggendorf (1574-1633) und ihren Schwager Kasper (1598-1646) und Heinrich Wilhelm Starhemberg (1593-1675).
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Linz an ihre verwitwete Schwiegermutter in Riedegg vom 25.06.1624.
Judith bedankt sich bei Juliana für die Gerste und den
Gries. Sie hat in Linz 3 Fuhren Heu erhalten, von Enns will sie 4 weitere
holen. Die Fässer die sie von ihrer Mutter [Stievmutter Anna Maria
Jörger geb. Khevenhüller] für Wein erhalten hat, kann sie
nicht verwenden, da diesen ein schlechter Geschmack anhaftet.
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Linz an ihre verwitwete Schwiegermutter in Riedegg vom 1624.
Judith bittet Juliana den Kaspar [Starhemberg (1598-1635), Schwager]
daran zu erinnern, ihr einen Teil der 30fl, die sie ihm geliehen hat, zu
schicken, da der Rentmeister keinen Kreuzer dagelassen hat.
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Linz an ihren Schwager Kaspar in Riedegg vom 15.2.1624.
Judith versichert dem Kaspar seine Sache [Darlehn, Heiratspläne
?] zu fördern, und versichert ihn ihre Gewogenheit.
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Linz an ihre verwitwete Schwiegermutter in Riedegg vom 10.09.1624.
Judith will von Juliana wissen, ob sie zum Begräbnis des Herrn
von Neuhaus kommt, die Hildebrandin will auch hinkommen. Sie bittet ihre
Schwiegermutter in Wildberg wegen eines Leiterwagens nachzufragen, denn
sie braucht ihn dringend.
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre verwitwete Schwiegermutter in Riedegg vom 14.01.1629.
[Erasmus der Jüngere befindet sich mit seiner Frau am Hof in
Wien um gegen das Restitionsedikt und die Konfiskationen etwas zu unternehmen, und Judith
teilt Juliana mit, daß sie vermutlich schwanger ist]
Wolgeborne frau frau
mein hoch gebidtente herz liebste frau muetter, derselben verobligierdte
dienerin pin ich solang ich löb, gott las sie mein liebe frau muetter
in glikh löben und mich in ihrer gnad, ich hab nit unterlassen wölen
mich durch dis priefel meiner lieben mueter zu pefehlen und erintere die
selbig das es mir gott lob noch wol gedt, ich pefindt mich auch iezt mit
mein magenweh ganz wolauf und lies dös stedige pröchen so ich
droben embfunden nach, also das ich hof ich werde in ein 14 dagen oder
3 wochen löbendigs embfinden, es ist mit mir meiner reitung nach in
der 14 wochen, [Judith berichtet Juliana vom Faschingstreiben am Hof
] von zeitung was iezo hie gibt hat mir heind die frau Erasambin [Elisabeth
geb. Ungnad] gesagdt, hab sie die frau muetter erinert, man rist sich
hie starkh zu einen fuesdurnir der in 4 wochen wern sol, so wird auch gar
ein schens khenigreich zu hof gehalden wern, unser vötter her Weikart
von Starhemberg [(1605-1648) Neffe des Mannes der Juliana] ist khinig
worn, die freilen alte hofmeisterin, die frau Formendin khinigin, der jung
her von Harach nar, die andern embder weiln der one zal fil khan ich in
warheit nit perichten weil ich sie nit in der gedechtnus pehalden hab,
[Sie
berichtet von ihren Unternehmungen am Hof bezüglich der Konfiskationen]
vergangen sambstag pin ich zu hof gewössen hab der kheiserin [Eleonora
geb. Gonzaga, zweite Frau Ferdinands II] umb unser pedision witer den
rokh gekhist und sie in die föhsper pegleid, sie hat die obriste hoffmeisterin
gefragdt obs dö von Starhemberg sey die ihr den sumber hab mit den
grosen pauch ein publizion iberantwort, drauf sie von ir geandwordt, heidt
pin ich mit unser frau Erasambin pey der gräfin von Mögau und
frau obrist khamberin gewössen, sie ist gar peseidnlich und verninftig
in ihrn disgurschen, und in warheit es mues also sein den wer wil hir zu
Wien predensionen suchen der mues leiten, schweigen, höflich und gedultig
sein, ich mach iezo zöhen referensen fir den von Harach, das er so
höfflich ist und zidirt uns das haus witer, [Judith erzählt
Juliana von Konversionen und Hofklatsch] mein auserwölte frau muetter,
ich hof sie hab schon for ödlich dagen ein schreiben von mir embfangen
daraus mein glikliche herabkhunft wird vernumben haben, es ist uns wol
zu radten gewösen das wir auf dem wasser herab sind, die frau
Erasambin die kann nit genug sagen was fir ein pesser wäg gewössen
ist, das die frau Dudl von Althamb [Wandula von Altheim ?] pepstisch
worden wird sie wissen, und nur so liederlich und in ein augenblikh hat
sie sich das resolfiert, man wils von hern Jörg Achaz [von Losenstein
?, Hofmarschall] auch sagen und zweifelt mir nit das er der frau Dudl
folgen wird, den sie lieben peide ser hoch aneinander, es soll zwar ein
kheimbe lieb sein und mörkhts nimbt als die ganze weldt, doch khan
sies weniger pergen als er, den hern Hans Ernst ist sie versprochen und
so lang er löbt khan sie wol khein andern nemben, sie ist mit ihrn
liben gleich so verstendig als mit ihrn glauben, [Judith berichtet
von den Konfiskationsverhandlungen] recht fil leit denkhen hie meiner
frau muetter und wo man sich ihrer erindert richt ich alendthalben
gries und pefelh aus, von unser predension khan ich meiner lieben
frau muetter noch nichts perichten, sie gedt langsam her, gott gäb
aber gnadt das ich ir paldt fir uns alle ättwas erfreiliches schreiben
mög, die abgesandten aus dem land ob der Enz sind noch nit hir werden
aber deglich erward, mein her vatter hat heind witer auff ein anbringen,
so er in seiner sachen ibergöben, ein schlechten pescheiht und verweis
pekhumben, gott helf im und wäre seinen witerwerdigern, [Judith
bittet Juliana um Rebhüner für ein Gastmahl] mit diessen will
ich fir dismals schlissen und mein liben hern und mich in ihr gnadt ganz
underthenig zu pefelhen mit pit mein liebste frau muetter las uns nit pei
ir verdrisen, mein liebe freile Rögel gries ich zu daussenmal, und
las sie wissen das ir frau Femia von Puechheim hie gar ein schlechts lob,
wöliches mir ein freid und ir ein leid verursacht, pit mein libste
frau muetter im fal sie was von röbhienern mir mit ein 3 zu verhelffen,
es haben sich hofffrelen pei mir zu gast geladen, mein lieben hern
Chaspar gries ich zu dausenmal und las in wissen das er und ich auch mein
lieber her khein pisl mer pei der Chelleitin geldten, ich hab mir ir gnadt
schon aus den sin geschlagen und das hof ich wer er auch dein, due mich
also meiner lieben frau muetter pefelhen und pleib ihr dreu und khorsam
khind pis in mein grab, mein liben Reichardl pit ich göb sie ein pusl
von mein wögen und pleib ebig m. lieben frau m. Wien den 14 January
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Riedegg vom 31.7.1629.
Judith berichtet von der Krankheit ihrer neugeborenen Tochter [Juliana
Maria], die keine Milch verträgt. Sie berichtet vom Besuch bei Elisabeth
die gerade ein Kind verloren hat:
... sie pefind sich in ihren pedt zimblich wol, so schikedt sie
sich auch in die petriebte zeitung ihres lieben khins dot gar verninftig,
auch in des heren gieden abfal, glaubt sie sey des kreiz schon so gar gewendt
das ihr das leiten ein degliche speis ist, um die lieben kinder sol man
sich wol zwar nit pedrieben in disser warn verfolgns zeit, sundern gott
mer drumb dankhen, aber der öltern herz khan gleich wol nit lassen,
freilich sol eins die seinigen liber dot wissen, als das sie rechte erkande
warheit verlaugnen, wie iezo fil meschen dein ...
[Sie versucht Konversionen zu verhindern:]
... der Hans Wilhelm [1601 geb. Sohn des Hans Ulrich von Sterahmberg
?] ist iezo hie, pefind sich gar offdt pey uns, mit dem hab ich allerlay
geistlich disgurs, erman in hoch zur pestendikheit und mach im die höl
heis genug, gott erhald in umb seiner ehr willen pey der pekhanden warheit
...
[Judith macht sich um ihr Neugeborenes Sorgen :]
... klag meiner lieben frau muetter das mir mein Julia Marie gar
ser ibel auff gewösen. Haob miesen for zwei dag emel wegseln, hat
wenig gespin gehabdt, und der dokhtor hot ir gespin sunst auch nit mer
fir dis subdile meidl pasirn wollen, mit der pin ich gleich zu friten,
hat dapfer zu seigen, ist ir khind erst 5 wochen aldt, habs witer zu ein
anders weib lassen lögen, mus firdl jar 10 fl göben, aber die
alte eimel khan wol nit darfir, sie hat sunst das ihrige dreulich dan ...
Der Gundaker ist auch wieder in Wien, war aber mit dem Versuch eine
Audienz zu erhalten nicht erfolgreich.
[Von Judith beigelgter Zettel:]
Sie drückt ihr Bedauern darüber aus, daß Juliana Riedegg
verlassen muß, sie wird ihre Brüder daran erinnern, dagegen
etwas zu unternehmen. Paul Jakob hat angeboten sie für eine Weile
in Schönbichl aufzunehemen, sie kann aber auch zu ihr nach Wien
kommen. Der Juliana Maria geht es schlechter, sie hat Fieber.
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Riedegg vom 23.8.1629.
Judith berichtet vom Tot ihrer Tochter Juliana Maria:
... gott dankh meiner lieben frau muetter fir den schen drost so
sie mier in ihrn schreiben gibdt wögen ableibung meines lieben khind
selligen, weniger ist nit als das sie zu dissen mieseligen zeiten die pöser
versorgung pey ihrn gott haben, aber der öltern schmerzen und empfinden
pleibt nit aus, und mus bekhenen das es mich wol in meiner sel geschmerzt,
ich mues mir aber den willen meines gottes gefallen lassen, die amel hat
wol kein schuldt, hat das ihrige in dem sies khindt noch an ihrer prust
gehabdt und auch hernach dreulich dan, habs aber aufs dokhter radt, weil
er vermaindt die gespin sey zu aldt, wegseln misen, und hab hibs saubers
mensch hie pekhumben dern khindt erst 5 wochen alt pekhumben, der ist in
ödlich dagen die gespin so gar verlofen, das khein dropfen, mit allen
dem was man ihr zu mehrung der gespin praucht hat, haben khinen, der docktor
hat haben wöln ich sols witer an eine andere lögen, so hat mir
aber die frau von Polhamb und andern frauen geradten ich sols spenen, darauff
ichs in gottes namben gewagdt, so ist sie ein 10 dag so fein auff, das
spenen wolauff gewösen, das ich mich von herzen gefreidt, das reisen
und alles hat nach gelasen, in einer nacht pekhumbt sie mir ein durch pruch
und khumbt das inwendig freisel darzue, das hat in wenig stunden endt gemacht
...
Juliana soll ihren Sohn Georg Reichart zu ihr nach Wien schicken wenn
er ihr Ungelegenheiten macht, da sie für sich selbst eine Unterkunft
suchen muß.
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihren Schwager Kaspar in Riedegg vom 6.9.1629.
Judith bittet Kaspar die Pferde mit einem guten Knecht zu ihr zu
schicken. Sie verspricht für ihn nach einer reichen, schönen
und frommen Frau Ausschau zu halten.
Der Kaiser und die Kaiserin haben das 4 deglich fiber , deswegen ist
das Ringlrennen abgesagt worden.
[Zusatz von Erasmus:] ... mein dir glihenes buech Robbertum Abbatum
Oxoniensem wöllest fleissig lesen, und mir wieder mit herabzubringen
nit vergessen...
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihren Schwager Heinrich Wilhelm vom 18.9.1629.
Judith berichtet, daß ihr Mann mit dem Kaiser unterwegs ist.
Sie bittet ihn um Geld, und bedankt sich für den weißen Rock.
Sie hat viele Neuigkeiten gehört, weis aber nicht was davon wahr ist.
Judith will eine Heirat vermitteln: ... her oberist von Difenbach
gibt ein gallani pay der frau Rewöga, pit dich durch gott mein herz
nimb dein glikh in acht, du khanst in noch verdringen, ist gott weis dein
glikh und dir ein er, das weis der högst, das ich dir gern gunet,
hald nur das ich find das ihr wolfard wer, den was khüm ich mich sunst
umb dein heiraten, ich hab wol mer darfon wanst also verökhst
...
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Niederwalsee vom 28.11.1629.
Judith kritisiert den Arzt wegen der Krankheit ihres Sohnes Georg
Reichart (1626-47):
... allein unser lieber Jörig Reichardl will hald noch gar
nicht recht auff richten, er ist so abzördt, mager und pleich, das
er eimb in herzen erbarmbdt, will in der hiege luffdt gar nit daugen, der
dokhter hat mir disse dag unders gesicht gesagt er khunb nit darfun, er
hab die dör am hals, ich prauch noch fordt dös dokhters midl,
mein her wils durchaus haben, ich soll alles mit dem khind dein was der
dokhter will, ich weis het ich in disser zeit guette haus midl derfen brauchen,
was mir die frau muetter und andere guette frauen geraden, ich wold ihn
schon gesund haben ...
Judith berichtet von Glaubensgefahren:
... die alt frau [Elisabeth geb. Ungnad ?] kumbt herab und
pegert an hern Paul Jagob er soll sein jingste dochter fl Warbara Chonstanssia
(1619-1665)
hinauff lassen [Regensburg], sie wolts gern der jungen frau der
Eva Rögina göben, so hat ers gleich in willens khinfftigen ostern
hinauff zu sikhen, wie ich den fir mein deil starkh darzue radt und hilff,
den der vatter ist nunmer ein ibermiehtiger man, und wan er sterben sol
were seine dochter in högster gefar wögen ihrer khadolischen
schwöstern, den die stubenbergerischen khinder der frau Paul Jagobens
[Dorothea
geb. Thannhausen, 1595 erste Ehe mit Georg Hartmann von Stubenberg]
san nunmer alle papbstisch ... Die Frau von Althaim [Dudl],
die etwas eingebiledt ist obwohl sie an Schönheit schon eingebüßt
hat, läßt ihre Schwester Regina grüßen.
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder Wallsee vom 3.1630.
Judith berichtet, daß ihr Sohn Georg Reichart wieder gut schläft
und ißt, aber noch immer sehr schwach ist. Sie ist mit der Amme,
die ihr Juliana mit Hilfe der Frau Jörger besorgt hat, sehr zufrieden,
aber diese verlangt 16 fl im Jahr.
Judith ist wieder schwanger:
... empfind schon ein 14 dag löbendigs khindt und reit mir
gleich zu end dös sebtember aus, mein liebste frau muetter pit ich
umb die gnad, weil die frau von Neuhaus [Regina ?] mein lieben hern verdrestung
göben sie wolle mir witer ein Embel pekhumben ...
Der Kaiser wird am Montag nach Regensburg aufbrechen, aber sich nicht
im Land ob der Enns aufhalten. Zur Zeit ist Markt in Wien, der aber ist
schlecht und teuer. Sie bittet Juliana den Kaspar zu erinnern ihr die 4000
fl zurückzugeben, da sie das Geld jetzt brauchen kann.
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder Wallsee vom 12.3.1630.
Judith berichtet vom Vorhaben ihres Mannes den Landeshauptmann um
eine Verlängerung des Ausreisetermiens zu bitten, wozu sie nach Linz
reisen werden.
Sie bittet Juliana für sie in Linz eine Unterkunft zu besorgen,
wo sie selbst kochen lassen kann, das Haus ihrer Eltern [Stieveltern Hildbrand
Jörger und Anna Maria geb. Khevenhüller] ist durch diese belegt.
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 16.3.1630.
Judith klagt, daß sie seit Julianas Abreise wegen ihrer
Schwangerschaft fünf oder sechs mal am Tag erbrechen muß und
Kopfschmerzen hat.
... wir khinen nit aller weil gesundt sein, gott machts nit alles
nach unssern willen, wair uns auch nit allezeit nuz wan wir stets gueden
daig heten, darzue sagdt gott nit umb sunst von schmerzen der schwangern
weiber, und also haben wir auch die verheisung der seligkeit ...
Sie hat gehört, daß die Barbara Schiefer gestorben ist und
Nieder-Wallsee darauf an einen französischen Herren, Heinrich von
St.Julien, verkauft worden ist, und will wissen wo Juliana nun wohnen wird.
Der neue Besitzer soll ein feiner Herr sein, sie kennt ihn nur vom sehen,
er war ein paar mal bei der Gräfin von Wallenstein.
Ihrem Sohn dem Georg Reichart geht es von Tag zu Tag besser, die Salbe
ihrer Schwester der Eva [Regina von Crailshaim ?] hat ihm sehr geholfen.
Ihr Mann und der Doktor bestehen aber darauf, daß er weiterhin
das plaidl trägt, was er Tag und Nacht ohne klagen tut.
Sie bemerkt zum Hofleben:
... und hab witer lautter gnedige fraun und freillen in der Wienstad
ihrer erzeigung und sagen nach, ins herz khan man kein sehen, sunst wolt
ich eimb die wienerischen humor zimblich peschreiben, ich glaub nit, das
ein soliche falscheit in der kristenheit ist als hie, und wer das nit khan
der mus doch hie lernen oder er khumbt zu kurz ...
Sie möchte Wien gern verlassen, ist aber nicht sicher ob ihr Mann
sie zu Bartelmä nach Regensburg bringt.
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 30.4.1630.
Judith klagt, daß ihr Sohn Georg Reichart einen Husten hat,
sie will ihm nach des Doktors Rat Ziegenmilch geben.
Sie hat Mitleid mit der Frau Haushamerin, der diese Woche drei Kinder
gestorben sind, doch
... den lieben khindern geschicht wol, sunderlich den von öltern
khumben dern religion der schrift gemäs verwerflich, seind rein engl
for gott und sterben in ihrer unschuldt ...
Judith schriebt zu Wien und dem Hofleben:
... gott weis wol, den ich herzlich drumb anruf, das ich alle stund
fördig wair und gwis mit krigen herzen diese lose stadt so foller
laster und sinden ist verlaset ...
Sie klagt über den Versuch sie bei Juliana schlecht zu machen,
indem man behauptet sie habe ihr hinterbracht, wie verliebt die Maria Elisabeth
in den Kaspar sei.
Der Kaiser ist in Presburg am Landtag, und reist dann zum Fürstentag
nach Regensburg.
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 15.6.1630.
Judith klagt, daß ihr Sohn Georg Reichart sich verletzt hat,
und würde ihn gerne zu Juliana nach Wallsee schicken, weil der Arzt
wegen der Hitze keine Behandlung anfängt. Doch ihr Mann will ihn zu
einem [protestantischen ?] Arzt in Linz schicken.
Ihr Mann wird auf bitten der Juliana deren Nichte Juliana [Dorothea
? Tochter des Paul Jakob, geb. 1616] die 230 fl für die Frau
Martin [Witwe des Martin von Starhemberg, Sidonie geb. Sonderndorf] borgen,
weil diese ihn deswegen so quält. Doch ersucht er sie ihm das Geld
möglichst bald zurückzugeben, da er es nur vom Haushaltsgeld
nehmen kann. Judith meint, daß es der Juliana Dorothea bei der Eva
Regina [Frau des Günther von Herberstein,1599-1663] besser ergangen
ist, sie hat gehört, daß Juliana Dorothea im Haus in Wien von
der Frau Martin schlecht behandelt wird. Sie bittet Juliana den Kaspar
an die 4000 fl zu erinnern, da sie diese jetzt gut brauchen könen,
sie haben ja nur die Einkünfte aus Wildberg zum leben. Ihr Mann macht
ihr schon Vorwürfe, da er es nur auf ihrer Bitte dem Kaspar gelihen
hat. Sie hat die Sache mit den Hündchen, die sie den Fräulein
von Traun versprochen hat, in Ordnung gebracht, und seither sind sie wieder
gute Freundinnen.
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 27.7.1630.
Judith berichtet, daß es mit der Seuche nicht so schlimm ist,
zwar ist ihr Bursche krank geworden, doch hat sich nach Gebrauch von Medikamenten
sein Zustand schnell gebessert. Sie hat niemenden davon erzählt, da
sie ihr Haus nicht in Verruf bringen wollte. Ihr Mann wird sie und die
Kinder mit zum Linzermarkt nehmen, und wenn es der Oberst St.Julien erlaubt
wird sie nach Wallsee kommen und dort ihr Kind zur Welt bringen. Sie würde
gerne das Bettzeug der Frau von Tschernembl [deren Fahrnis sich in Wallsee
befindet] kaufen, da diese aus dem Land reisen will ist ihr Geld nützlicher.
Sie macht sich sorgen um ihre Mutter, deren Füße stark angeschwollen
sind.
Noch mehr Angst hat sie aber um ihre Schwestern wenn die Stiefeltern
sterben [Helmhart Jörger und Anna Maria geb. Khevenhüller]:
... meine liben jungen schwöstern, die man in Warheit, fircht
ich, gleich an khadolische ord göben wur, und so also in den plinden
pabbsumb unsuldig erzogen misen wern ...
Beim Herrn Statthalter, wo sie zum Essen eingeladen waren, haben sie
erfahren, daß die Holländer einen Sieg über die Kaiserlichen
errungen haben.
Wo die königliche Hochzeit stattfinden wird, ist noch nicht klar,
in Wien selbst oder in Linz, wie die Maria Elisabeth meint.
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 1.8.1630.
Judith teilt der Juliana mit, daß sie auf den Linzermarkt
fahren werden und danach, wenn sie die Erlaubnis des Herrn von St.Julien
haben, drei Wochen zu ihr nach Wallsee kommen werden. Sie hat gehört,
daß der Fürstentag in Regensburg zu ende geht, aber die kaiserlichen
Hochzeitsangelegenheiten noch nicht abgeschlossen sind. Der König
[Ferdinand III] soll, so habe Kardinal Dietrichstein gesagt, der Braut
[Maria Anna von Spanien] bis nach Görz entgegenziehen. Sie soll schön
sein und sehr schöne Hände haben. Aber ihre Hofdamen sind nicht
so schön, und man braucht nicht fürchten, daß diese die
österreichischen verdrängen.
Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 8.8.1630.
Judith versucht Juliana wegen der pest in Wien zu beruhigen,
es sterben kaum drei Leute am Tag daran und die Regierung ist auch noch
hier. Die Gräfin von Mansfeld und der Graf von Losenstein reisen zwar
ab, aber nur wegen des Fürstentages in Regensburg. Sie bedankt sich
bei Juliana und der Frau von Neuhaus, daß sie ihr eine Amme besorgt
haben. Wenn der Oberst von St.Julien die Erlaubnis giebt, wird sie eine
Weile bei ihenen in Wllsee wohnen. Sie bittet die Juliana ihr bei der Beschaffung
von Hausrat behilflich zu sein.
Anmerkung der Juliana am Briefkopf:
... Empfangen den 18 Augusti des 1630 jar, und ist
leiter gott sey es gekhlagt meine liebe frau
dochter seliger lezes schreiben an mich.