REGESTENEditionsrichtlinien

Briefkonvolut Starhemenberg
OÖLA FA Starhemberg (Bestand Riedegg),47


18 Briefe der Judith Sabina geb. Jörger (1604-1630), am 4.6.1624 mit Erasmus den jüngeren von Starhemberg (1595-1664) verheiratet, an ihre Schwiegermutter Juliana Starhemberg geb. Roggendorf (1574-1633) und ihren Schwager Kasper (1598-1646) und Heinrich Wilhelm Starhemberg (1593-1675).



Einzelbrief:1

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Linz an ihre verwitwete Schwiegermutter in Riedegg vom 25.06.1624.


Judith bedankt sich bei  Juliana für die Gerste und den Gries. Sie hat in Linz 3 Fuhren Heu erhalten, von Enns will sie 4 weitere holen. Die Fässer die sie von ihrer Mutter [Stievmutter Anna Maria Jörger geb. Khevenhüller] für Wein erhalten hat, kann sie nicht verwenden, da diesen ein schlechter Geschmack anhaftet.



Einzelbrief:2

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Linz an ihre verwitwete Schwiegermutter in Riedegg vom 1624.


Judith bittet Juliana den Kaspar [Starhemberg (1598-1635), Schwager] daran zu erinnern, ihr einen Teil der 30fl, die sie ihm geliehen hat, zu schicken, da der Rentmeister keinen Kreuzer dagelassen hat.



Einzelbrief:3

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Linz an ihren Schwager Kaspar in Riedegg vom 15.2.1624.


Judith versichert dem Kaspar seine Sache [Darlehn, Heiratspläne ?] zu fördern, und versichert ihn ihre Gewogenheit.



Einzelbrief:4

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Linz an ihre verwitwete Schwiegermutter in Riedegg vom 10.09.1624.


Judith will von Juliana wissen, ob sie zum Begräbnis des Herrn von Neuhaus kommt, die Hildebrandin will auch hinkommen. Sie bittet ihre Schwiegermutter in Wildberg wegen eines Leiterwagens nachzufragen, denn sie braucht ihn dringend.



Einzelbrief:5

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre verwitwete Schwiegermutter in Riedegg vom 14.01.1629.


[Erasmus der Jüngere befindet sich mit seiner Frau am Hof in Wien um gegen das Restitionsedikt und die Konfiskationen etwas zu unternehmen, und Judith teilt Juliana mit, daß sie vermutlich schwanger ist]
Wolgeborne frau frau
mein hoch gebidtente herz liebste frau muetter, derselben verobligierdte dienerin pin ich solang ich löb, gott las sie mein liebe frau muetter in glikh löben und mich in ihrer gnad, ich hab nit unterlassen wölen mich durch dis priefel meiner lieben mueter zu pefehlen und erintere die selbig das es mir gott lob noch wol gedt, ich pefindt mich auch iezt mit mein magenweh ganz wolauf und lies dös stedige pröchen so ich droben embfunden nach, also das ich hof ich werde in ein 14 dagen oder 3 wochen löbendigs embfinden, es ist mit mir meiner reitung nach in der 14 wochen, [Judith berichtet Juliana vom Faschingstreiben am Hof ] von zeitung was iezo hie gibt hat mir heind die frau Erasambin [Elisabeth geb. Ungnad] gesagdt, hab sie die frau muetter erinert, man rist sich hie starkh zu einen fuesdurnir der in 4 wochen wern sol, so wird auch gar ein schens khenigreich zu hof gehalden wern, unser vötter her Weikart von Starhemberg [(1605-1648) Neffe des Mannes der Juliana] ist khinig worn, die freilen alte hofmeisterin, die frau Formendin khinigin, der jung her von Harach nar, die andern embder weiln der one zal fil khan ich in warheit nit perichten weil ich sie nit in der gedechtnus pehalden hab, [Sie berichtet von ihren Unternehmungen am Hof bezüglich der Konfiskationen] vergangen sambstag pin ich zu hof gewössen hab der kheiserin [Eleonora geb. Gonzaga, zweite Frau Ferdinands II] umb unser pedision witer den rokh gekhist und sie in die föhsper pegleid, sie hat die obriste hoffmeisterin gefragdt obs dö von Starhemberg sey die ihr den sumber hab mit den grosen pauch ein publizion iberantwort, drauf sie von ir geandwordt, heidt pin ich mit unser frau Erasambin pey der gräfin von Mögau und frau obrist khamberin gewössen, sie ist gar peseidnlich und verninftig in ihrn disgurschen, und in warheit es mues also sein den wer wil hir zu Wien predensionen suchen der mues leiten, schweigen, höflich und gedultig sein, ich mach iezo zöhen referensen fir den von Harach, das er so höfflich ist und zidirt uns das haus witer, [Judith erzählt Juliana von Konversionen und Hofklatsch] mein auserwölte frau muetter, ich hof sie hab schon for ödlich dagen ein schreiben von mir embfangen daraus mein glikliche herabkhunft wird vernumben haben, es ist uns wol zu radten gewösen das wir auf dem wasser  herab sind, die frau Erasambin die kann nit genug sagen was fir ein pesser wäg gewössen ist, das die frau Dudl von Althamb [Wandula von Altheim ?] pepstisch worden wird sie wissen, und nur so liederlich und in ein augenblikh hat sie sich das resolfiert, man wils von hern Jörg Achaz [von Losenstein ?, Hofmarschall] auch sagen und zweifelt mir nit das er der frau Dudl folgen wird, den sie lieben peide ser hoch aneinander, es soll zwar ein kheimbe lieb sein und mörkhts nimbt als die ganze weldt, doch khan sies weniger pergen als er, den hern Hans Ernst ist sie versprochen und so lang er löbt khan sie wol khein andern nemben, sie ist mit ihrn liben gleich so verstendig als mit ihrn glauben, [Judith berichtet von den Konfiskationsverhandlungen] recht fil leit denkhen hie meiner frau muetter  und wo man sich ihrer erindert richt ich alendthalben gries und pefelh aus,  von unser predension khan ich meiner lieben frau muetter noch nichts perichten, sie gedt langsam her, gott gäb aber gnadt das ich ir paldt fir uns alle ättwas erfreiliches schreiben mög, die abgesandten aus dem land ob der Enz sind noch nit hir werden aber deglich erward, mein her vatter hat heind witer auff ein anbringen, so er in seiner sachen ibergöben, ein schlechten pescheiht und verweis pekhumben, gott helf im und wäre seinen witerwerdigern, [Judith bittet Juliana um Rebhüner für ein Gastmahl] mit diessen will ich fir dismals schlissen und mein liben hern und mich in ihr gnadt ganz underthenig zu pefelhen mit pit mein liebste frau muetter las uns nit pei ir verdrisen, mein liebe freile Rögel gries ich zu daussenmal, und las sie wissen das ir frau Femia von Puechheim hie gar ein schlechts lob, wöliches mir ein freid und ir ein leid verursacht, pit mein libste frau muetter im fal sie was von röbhienern mir mit ein 3 zu verhelffen, es haben sich hofffrelen pei mir zu gast geladen, mein lieben hern  Chaspar gries ich zu dausenmal und las in wissen das er und ich auch mein lieber her khein pisl mer pei der Chelleitin geldten, ich hab mir ir gnadt schon aus den sin geschlagen und das hof ich wer er auch dein, due mich also meiner lieben frau muetter pefelhen und pleib ihr dreu und khorsam khind pis in mein grab, mein liben Reichardl pit ich göb sie ein pusl von mein wögen und pleib ebig m. lieben frau m. Wien den 14 January

Judit Sabina
frau von Starhemberg
 Zusatz von  Erasmus.
 P.S.  mein herzliebste frau mutter mit disen wenig zeulen hab ich mich allein der frau mutter
 gehorsamblich zu gnaden befehlen wollen, in übrigen hoffe ich bey derselben entschuldigt zu sein, das ich ihr nicht absonderlich und ausführlich schreib, welches darumb für diesmahl underlassen wirdt weil ich von einer wichtigen vershandlung so uns in particulari oder auch das landt concernirt der zeit  noch nichts zu schreiben wüste, so viel aber die algemeinen wienerischen faschungs zeittung anlangt  kann mein weib der frau mutter [wie sie es den thuet] alles viel besser den ich berichten, da aber was wichtigs fürgeht, unterlasse ich gewiss nicht dir meine fr. mutter dessen fürderlich zu erinnern, thue mich hiermit der frau mutter und der Schwarzin mit einen grues dienstlich uns allerseits göttlich obacht befehlen
           Erasm.



Einzelbrief:6

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Riedegg vom 31.7.1629.


Judith berichtet von der Krankheit ihrer neugeborenen Tochter [Juliana Maria], die keine Milch verträgt. Sie berichtet vom Besuch bei Elisabeth die gerade ein Kind verloren hat:
... sie pefind sich in ihren pedt zimblich wol, so schikedt sie sich auch in die petriebte zeitung ihres lieben khins dot gar verninftig, auch in des heren gieden abfal, glaubt sie sey des kreiz schon so gar gewendt das ihr das leiten ein degliche speis ist, um die lieben kinder sol man sich wol zwar nit pedrieben in disser warn verfolgns zeit, sundern gott mer drumb dankhen, aber der öltern herz khan gleich wol nit lassen, freilich sol eins die seinigen liber dot wissen, als das sie rechte erkande warheit verlaugnen, wie iezo fil meschen dein ...
[Sie versucht Konversionen zu verhindern:]
... der Hans Wilhelm [1601 geb. Sohn des Hans Ulrich von Sterahmberg ?] ist iezo hie, pefind sich gar offdt pey uns, mit dem hab ich allerlay geistlich disgurs, erman in hoch zur pestendikheit und mach im die höl heis genug, gott erhald in umb seiner ehr willen pey der pekhanden warheit ...
[Judith macht sich um ihr Neugeborenes Sorgen :]
... klag meiner lieben frau muetter das mir mein Julia Marie gar ser ibel auff gewösen. Haob miesen for zwei dag emel wegseln, hat wenig gespin gehabdt, und der dokhtor hot ir gespin sunst auch nit mer fir dis subdile meidl pasirn wollen, mit der pin ich gleich zu friten, hat dapfer zu seigen, ist ir khind erst 5 wochen aldt, habs witer zu ein anders weib lassen lögen, mus firdl jar 10 fl göben, aber die alte eimel khan wol nit darfir, sie hat sunst das ihrige dreulich dan ...
Der Gundaker ist auch wieder in Wien, war aber mit dem Versuch eine Audienz zu erhalten nicht erfolgreich.

[Von Judith beigelgter Zettel:]
Sie drückt ihr Bedauern darüber aus, daß Juliana Riedegg verlassen muß, sie wird ihre Brüder daran erinnern, dagegen etwas zu unternehmen. Paul Jakob hat angeboten sie für eine Weile in Schönbichl aufzunehemen, sie kann aber auch  zu ihr nach Wien kommen. Der Juliana Maria geht es schlechter, sie hat Fieber.



Einzelbrief:7

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Riedegg vom 23.8.1629.


Judith berichtet vom Tot ihrer Tochter Juliana Maria:
... gott dankh meiner lieben frau muetter fir den schen drost so sie mier in ihrn schreiben gibdt wögen ableibung meines lieben khind selligen, weniger ist nit als das sie zu dissen mieseligen zeiten die pöser versorgung pey ihrn gott haben, aber der öltern schmerzen und empfinden pleibt nit aus, und mus bekhenen das es mich wol in meiner sel geschmerzt, ich mues mir aber den willen meines gottes gefallen lassen, die amel hat wol kein schuldt, hat das ihrige in dem sies khindt noch an ihrer prust gehabdt und auch hernach dreulich dan, habs aber aufs dokhter radt, weil er vermaindt die gespin sey zu aldt, wegseln misen, und hab hibs saubers mensch hie pekhumben dern khindt erst 5 wochen alt pekhumben, der ist in ödlich dagen die gespin so gar verlofen, das khein dropfen, mit allen dem was man ihr zu mehrung der gespin praucht hat, haben khinen, der docktor hat haben wöln ich sols witer an eine andere lögen, so hat mir aber die frau von Polhamb und andern frauen geradten ich sols spenen, darauff ichs in gottes namben gewagdt, so ist sie ein 10 dag so fein auff, das spenen wolauff gewösen, das ich mich von herzen gefreidt, das reisen und alles hat nach gelasen, in einer nacht pekhumbt sie mir ein durch pruch und khumbt das inwendig freisel darzue, das hat in wenig stunden endt gemacht ...
Juliana soll ihren Sohn Georg Reichart zu ihr nach Wien schicken wenn er ihr Ungelegenheiten macht, da sie für sich selbst eine Unterkunft suchen muß.



Einzelbrief:8

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihren Schwager Kaspar in Riedegg vom 6.9.1629.


Judith bittet Kaspar die Pferde mit einem guten Knecht zu ihr zu schicken. Sie verspricht für ihn nach einer reichen, schönen und frommen Frau Ausschau zu halten.
Der Kaiser und die Kaiserin haben das 4 deglich fiber , deswegen ist das Ringlrennen abgesagt worden.
[Zusatz von Erasmus:] ... mein dir glihenes buech Robbertum Abbatum Oxoniensem wöllest fleissig lesen, und mir wieder mit herabzubringen nit vergessen...



Einzelbrief:9

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg  aus Wien an ihren Schwager Heinrich Wilhelm vom 18.9.1629.


Judith berichtet, daß ihr Mann mit dem Kaiser unterwegs ist. Sie bittet ihn um Geld, und bedankt sich für den weißen Rock. Sie hat viele Neuigkeiten gehört, weis aber nicht was davon wahr ist.
Judith will eine Heirat  vermitteln: ... her oberist von Difenbach gibt ein gallani pay der frau Rewöga, pit dich durch gott mein herz nimb dein glikh in acht, du khanst in noch verdringen, ist gott weis dein glikh und dir ein er, das weis der högst, das ich dir gern gunet, hald nur das ich find das ihr wolfard wer, den was khüm ich mich sunst umb dein heiraten, ich hab wol mer darfon wanst also verökhst ...



Einzelbrief:10

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Niederwalsee vom 28.11.1629.


Judith kritisiert den Arzt wegen der Krankheit ihres Sohnes Georg Reichart (1626-47):
... allein unser lieber Jörig Reichardl will hald noch gar nicht recht auff richten, er ist so abzördt, mager und pleich, das er eimb in herzen erbarmbdt, will in der hiege luffdt gar nit daugen, der dokhter hat mir disse dag unders gesicht gesagt er khunb nit darfun, er hab die dör am hals, ich prauch noch fordt dös dokhters midl, mein her wils durchaus haben, ich soll alles mit dem khind dein was der dokhter will, ich weis het ich in disser zeit guette haus midl derfen brauchen, was mir die frau muetter und andere guette frauen geraden, ich wold ihn schon gesund haben ...
Judith berichtet von Glaubensgefahren:
... die alt frau [Elisabeth geb. Ungnad ?] kumbt herab und pegert an hern Paul Jagob er soll sein jingste dochter fl Warbara Chonstanssia (1619-1665) hinauff lassen [Regensburg], sie wolts gern der jungen frau der Eva Rögina göben, so hat ers gleich in willens khinfftigen ostern hinauff zu sikhen, wie ich den fir mein deil starkh darzue radt und hilff, den der vatter ist nunmer ein ibermiehtiger man, und wan er sterben sol were seine dochter in högster gefar wögen ihrer khadolischen schwöstern, den die stubenbergerischen khinder der frau Paul Jagobens [Dorothea geb. Thannhausen, 1595 erste Ehe mit Georg Hartmann von Stubenberg] san nunmer alle papbstisch ... Die Frau von Althaim [Dudl], die etwas eingebiledt ist obwohl sie an Schönheit schon eingebüßt hat, läßt ihre Schwester Regina grüßen.



Einzelbrief:11

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder Wallsee vom 3.1630.


Judith berichtet, daß ihr Sohn Georg Reichart wieder gut schläft und ißt, aber noch immer sehr schwach ist. Sie ist mit der Amme, die ihr Juliana mit Hilfe der Frau Jörger besorgt hat, sehr zufrieden, aber diese verlangt 16 fl im Jahr.
Judith ist wieder schwanger:
... empfind schon ein 14 dag löbendigs khindt und reit mir gleich zu end dös sebtember aus, mein liebste frau muetter pit ich umb die gnad, weil die frau von Neuhaus [Regina ?] mein lieben hern verdrestung göben sie wolle mir witer ein Embel pekhumben ...
Der Kaiser wird am Montag nach Regensburg aufbrechen, aber sich nicht im Land ob der Enns aufhalten. Zur Zeit ist Markt in Wien, der aber ist schlecht und teuer. Sie bittet Juliana den Kaspar zu erinnern ihr die 4000 fl zurückzugeben, da sie das Geld jetzt brauchen kann.



Einzelbrief:12

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder Wallsee vom 12.3.1630.


Judith berichtet vom Vorhaben ihres Mannes den Landeshauptmann um eine Verlängerung des Ausreisetermiens zu bitten, wozu sie nach Linz reisen werden.
Sie bittet Juliana für sie in Linz eine Unterkunft zu besorgen, wo sie selbst kochen lassen kann, das Haus ihrer Eltern [Stieveltern Hildbrand Jörger und Anna Maria geb. Khevenhüller] ist durch diese belegt.



Einzelbrief:13

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 16.3.1630.


 Judith klagt, daß sie seit Julianas Abreise wegen ihrer Schwangerschaft fünf oder sechs mal am Tag erbrechen muß und Kopfschmerzen hat.
... wir khinen nit aller weil gesundt sein, gott machts nit alles nach unssern willen, wair uns auch nit allezeit nuz wan wir stets gueden daig heten, darzue sagdt gott nit umb sunst von schmerzen der schwangern weiber, und also haben wir auch die verheisung der seligkeit ...
Sie hat gehört, daß die Barbara Schiefer gestorben ist und Nieder-Wallsee darauf an einen französischen Herren, Heinrich von St.Julien, verkauft worden ist, und will wissen wo Juliana nun wohnen wird. Der neue Besitzer soll ein feiner Herr sein, sie kennt ihn nur vom sehen, er war ein paar mal bei der Gräfin von Wallenstein.
Ihrem Sohn dem Georg Reichart geht es von Tag zu Tag besser, die Salbe ihrer Schwester der Eva [Regina von Crailshaim ?] hat ihm sehr geholfen.
Ihr Mann und der Doktor bestehen aber darauf, daß er weiterhin das plaidl trägt, was er Tag und Nacht ohne klagen tut.
Sie bemerkt zum Hofleben:
... und hab witer lautter gnedige fraun und freillen in der Wienstad ihrer erzeigung und sagen nach, ins herz khan man kein sehen, sunst wolt ich eimb die wienerischen humor zimblich peschreiben, ich glaub nit, das ein soliche falscheit in der kristenheit ist als hie, und wer das nit khan der mus doch hie lernen oder er khumbt zu kurz ...
Sie möchte Wien gern verlassen, ist aber nicht sicher ob ihr Mann sie zu Bartelmä nach Regensburg bringt.



Einzelbrief:14

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 30.4.1630.


Judith klagt, daß ihr Sohn Georg Reichart einen Husten hat, sie will ihm nach des Doktors Rat Ziegenmilch geben.
Sie hat Mitleid mit der Frau Haushamerin, der diese Woche drei Kinder gestorben sind, doch
... den lieben khindern geschicht wol, sunderlich den von öltern khumben dern religion der schrift gemäs verwerflich, seind rein engl for gott und sterben in ihrer unschuldt ...
Judith schriebt zu Wien und dem Hofleben:
... gott weis wol, den ich herzlich drumb anruf, das ich alle stund fördig wair und gwis mit krigen herzen diese lose stadt so foller laster und sinden ist verlaset ...
Sie klagt über den Versuch sie bei Juliana schlecht zu machen, indem man behauptet sie habe ihr hinterbracht, wie verliebt die Maria Elisabeth in den Kaspar sei.
Der Kaiser ist in Presburg am Landtag, und reist dann zum Fürstentag nach Regensburg.



Einzelbrief:15

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 15.6.1630.


Judith klagt, daß ihr Sohn Georg Reichart sich verletzt hat, und würde ihn gerne zu Juliana nach Wallsee schicken, weil der Arzt wegen der Hitze keine Behandlung anfängt. Doch ihr Mann will ihn zu einem [protestantischen ?] Arzt in Linz schicken.
Ihr Mann wird auf bitten der Juliana deren Nichte Juliana [Dorothea ? Tochter des Paul Jakob,  geb. 1616] die 230 fl für die Frau Martin [Witwe des Martin von Starhemberg, Sidonie geb. Sonderndorf] borgen, weil diese ihn deswegen so quält. Doch ersucht er sie ihm das Geld möglichst bald zurückzugeben, da er es nur vom Haushaltsgeld nehmen kann. Judith meint, daß es der Juliana Dorothea bei der Eva Regina [Frau des Günther von Herberstein,1599-1663] besser ergangen ist, sie hat gehört, daß Juliana Dorothea im Haus in Wien von der Frau Martin schlecht behandelt wird. Sie bittet Juliana den Kaspar an die 4000 fl zu erinnern, da sie diese jetzt gut brauchen könen, sie haben ja nur die Einkünfte aus Wildberg zum leben. Ihr Mann macht ihr schon Vorwürfe, da er es nur auf ihrer Bitte dem Kaspar gelihen hat. Sie hat die Sache mit den Hündchen, die sie den Fräulein von Traun versprochen hat, in Ordnung gebracht, und seither sind sie wieder gute Freundinnen.



Einzelbrief:16

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 27.7.1630.


Judith berichtet, daß es mit der Seuche nicht so schlimm ist, zwar ist ihr Bursche krank geworden, doch hat sich nach Gebrauch von Medikamenten sein Zustand schnell gebessert. Sie hat niemenden davon erzählt, da sie ihr Haus nicht in Verruf bringen wollte. Ihr Mann wird sie und die Kinder mit zum Linzermarkt nehmen, und wenn es der Oberst St.Julien erlaubt wird sie nach Wallsee kommen und dort ihr Kind zur Welt bringen. Sie würde gerne das Bettzeug der Frau von Tschernembl [deren Fahrnis sich in Wallsee befindet] kaufen, da diese aus dem Land reisen will ist ihr Geld nützlicher. Sie macht sich sorgen um ihre Mutter, deren Füße stark angeschwollen sind.
Noch mehr Angst hat sie aber um ihre Schwestern wenn die Stiefeltern sterben [Helmhart Jörger und Anna Maria geb. Khevenhüller]:
... meine liben jungen schwöstern, die man in Warheit, fircht ich, gleich an khadolische ord göben wur, und so also in den plinden pabbsumb unsuldig erzogen misen wern ...
Beim Herrn Statthalter, wo sie zum Essen eingeladen waren, haben sie erfahren, daß die Holländer einen Sieg über die Kaiserlichen errungen haben.
Wo die königliche Hochzeit stattfinden wird, ist noch nicht klar, in Wien selbst oder in Linz, wie die Maria Elisabeth meint.



Einzelbrief:17

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 1.8.1630.


Judith teilt der Juliana mit, daß sie auf den Linzermarkt fahren werden und danach, wenn sie die Erlaubnis des Herrn von St.Julien haben, drei Wochen zu ihr nach Wallsee kommen werden. Sie hat gehört, daß der Fürstentag in Regensburg zu ende geht, aber die kaiserlichen Hochzeitsangelegenheiten noch nicht abgeschlossen sind. Der König [Ferdinand III] soll, so habe Kardinal Dietrichstein gesagt, der Braut [Maria Anna von Spanien] bis nach Görz entgegenziehen. Sie soll schön sein und sehr schöne Hände haben. Aber ihre Hofdamen sind nicht so schön, und man braucht nicht fürchten, daß diese die österreichischen verdrängen.



Einzelbrief:18

Eigenhändiger Brief der Judith Starhemberg aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 8.8.1630.


Judith versucht Juliana wegen der pest in Wien zu beruhigen, es sterben kaum drei Leute am Tag daran und die Regierung ist auch noch hier. Die Gräfin von Mansfeld und der Graf von Losenstein reisen zwar ab, aber nur wegen des Fürstentages in Regensburg. Sie bedankt sich bei Juliana und der Frau von Neuhaus, daß sie ihr eine Amme besorgt haben. Wenn der Oberst von St.Julien die Erlaubnis giebt, wird sie eine Weile bei ihenen in Wllsee wohnen. Sie bittet die Juliana ihr bei der Beschaffung von Hausrat behilflich zu sein.
Anmerkung der Juliana am Briefkopf:
   ... Empfangen den 18 Augusti des 1630 jar, und ist leiter gott sey es gekhlagt meine liebe frau
   dochter seliger lezes schreiben an mich.